PAPAGEIEN 8/2005 (August)


Nachrichten:

  • Kakapo-Zahl nähert sich 100er-Marke
  • Nymphensittich-Hybride in Australien
  • Düstere Aussichten für den Alpensittich
  • 9. Tagung des „Fonds für bedrohte Papageien“ in Köln-Porz am 29. Oktober 2005 im Schulzentrum Heerstraße
  • In eigener Sache
  • Feder- und Blutproben von Halsbandsittichen
  • Keine Papageienausstellung in Achern
  • XXVI. Tagung der GTO in Thurnau
  • Aktuelles aus dem Loro Parque
  • Neues vom Vogelpark Walsrode

Zucht:

Der Blaulatzsittich

Jörg Asmus

Inhalt: Zur Gattung der wunderschön gefärbten Rotschwanzsittiche gehört – neben dem allseits bekannten Rotbauchsittich (Pyrrhura perlata) auch der Blaulatzsittich (Pyrrhura cruentata). Von den nach Arndt (1983) 17 Arten der Gattung Pyrrhura ist er der größte und nach meiner Ansicht zugleich einer der schönsten Vertreter.

Mitte des 19. Jahrhunderts war der Blaulatzsittich erstmals in Europa zu bewundern, fortan aber nur selten im Handel. Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts gelangten einige Importe nach Europa. Nachdem die Art 1982 auf Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens gesetzt wurde, kam es zu keinen weiteren Einfuhren von Wildfängen mehr. Heutzutage ist der interessierte Züchter somit auf Nachzuchttiere angewiesen, die allerdings meistens in sehr enger Verwandtschaft zueinander stehen. Das Gros der derzeit angebotenen Blaulatzsittiche stammt von den 31 Vögeln ab, die bei Frau Spenkelink van Schaik in den Jahren 1976 bis 1983 aufwuchsen. Seltener sind Vögel aus anderen Blutlinien zu erhalten. Der ernsthafte Züchter sollte sich also stets nach der Herkunft der angebotenen Vögel erkundigen und versuchen, möglichst blutsfremde Gefangenschaftsbestände aufzubauen.

In seinem Artikel beschreibt der Autor Herkunft, Aussehen und natürliches Habitat dieser Art und berichtet außerdem über eigene Erfahrungen mit ihrer Haltung, Ernährung und Zucht.


Zucht:

Haltung und Zucht des Schönsittichs im Loro Parque, Teneriffa

Matthias Reinschmidt

Inhalt: Der Schönsittich (Neophema pulchella) gehört in den Volieren der Papageien- und Sittichliebhaber zum alltäglichen Bild. Schon im Jahre 1788 entdeckt, wurde er 1792 von G. Shaw wissenschaftlich beschrieben und gelangte alsbald in den internationalen Vogelhandel. Somit ist es nicht verwunderlich, dass auch seine Erstzucht, die 1852 im zoologischen Garten von London gelang, schon über 150 Jahre zurückliegt. Seither hat sich der Schönsittich fest in Menschenobhut etabliert, und von vielen Züchtern wurden stabile Zuchtstämme aufgebaut.

Dennoch gehört der Schönsittich in meinen Augen heute zu den in Menschenhand gefährdeten Arten. Die Gefahr besteht nicht im Aussterben der Spezies als solcher, sondern darin, dass der Wildtyp des Schönsittichs, wie er in seiner australischen Heimat vorkommt, durch die Zucht von Farbmutationen immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird. Inzwischen gibt es nämlich diverse Farbspielarten wie Zimt, Oliv, Gelb oder gescheckte Vögel – alles Mutationsformen, die so in der Natur nicht überlebensfähig wären. Da den meisten Farbmutationen rezessive Gene zugrunde liegen, können heterozygote (spalterbige) Tiere die neuen Farbanlagen weitervererben, ohne dass der Züchter, der glaubt, wildfarbene Vögel erworben zu haben, weiß, dass sie nicht mehr reinerbig für den Wildtyp sind. Durch Kombination verschiedener Farbmutationen entstehen immer wieder neue Farbvarianten, die bei vielen Züchtern sehr beliebt sind.

Herr Reinschmidt, geht in seinem Artikel auf Ernährung und Zucht dieses schönen Sittichs im Loro Parque – er ist Kurator desselbigen – ein und diskutiert abschließend die Wichtigkeit der Erhaltung des Wildtyps für den Artenschutz.


Ernährung:

Robinie als Papageiennahrung

Detlev Franz

Inhalt: Die Robinie oder Falsche Akazie (Robinia pseudoacacia) ist ein aus Nordamerika stammender, bis zu 25 m hoher Baum. Sie wurde nach dem französischen Gärtner Robin benannt, der diesen Baum in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach Paris in den Jardin des Plantes und damit nach Europa einführte. Sie diente bei uns früher als schnellwüchsiges, hartes und gegen Fäulnis sowie Insektenfraß geschütztes Nutzholz, das zum Beispiel für Griffe von Hämmern und anderem Werkzeug, Pfähle für den Weinbau oder Zäune verwendet wurde.

Auch Papageien wie Halsbandsittiche, Große Alexandersittiche oder auch die in Wiesbaden vorkommenden freilebenden Amazonen nutzen sie – unter anderem als Nahrungsquelle, Rastplatz etc. Mehr darüber erfahren Sie in diesem Artikel vom Herrn Franz.


Verhalten:

Aggressive Verhaltensweisen von Papageien – Bedeutung innerartlicher Regulative

Susanne & Volker Munkes und Heidrun Schrooten

Inhalt: In Familienverbänden, Gruppen oder Schwärmen zusammenlebende Tierarten sind darauf angewiesen, das innerartliche Zusammenleben so zu gestalten, dass aus keinem Teil ihres Verhaltens Nachteile für die Art entstehen. Papageienvögel verfügen über wehrhafte Angriffs- und Verteidigungsinstrumente (Schnabel, Krallen), deren Einsatz bei der Festlegung von Gruppenhierarchien und konkurrierenden Auseinandersetzungen um Futterressourcen oder Brutplätze zu ernsthaften Schädigungen (bis hin zur Tötung von Artgenossen) führen könnte. Da der finale Einsatz dieser arteigenen „Waffen“ in Konfliktsituationen den Fortbestand der Art ernsthaft gefährden würde,  haben sich im Verlauf der evolutionären Entwicklung folgerichtig Mechanismen herausgebildet, die es erlauben, innerartliche Auseinandersetzungen so zu kanalisieren, dass Beschädigungskämpfe nicht die Regel, sondern eine Ausnahme darstellen. Solch sinnvolle Entwicklungen des Verhaltens, die der Begrenzung beziehungsweise der Vermeidung von Schäden dienen, ermöglichen einen für Individuum und Art hohen Nutzen ohne das Risiko entsprechend hoher Kosten.

Lesen Sie hier weitere Details über die Bedeutung dieser Verhaltensweisen sowie über Rangordnungen bei Papageien.


Medizin:

PBFD und Polyomavirusinfektion der Papageien: Eine erste Analyse der Verbreitung

Dr. Markus Rahaus

Inhalt: Papageienzüchter wünschen sich nichts mehr als einen gesunden und reproduktiven Vogelbestand, der frei von Infektionen und anderen Krankheiten ist. Leider geht dieser Wunsch nicht immer in Erfüllung. Zahlreiche durch Viren, Bakterien und Parasiten ausgelöste Erkrankungen können den Bestand bedrohen. 

Zu den durch Viren verursachten Infektionskrankheiten zählen u.a. PBFD (Psittacine beak and feather disease), die Schnabel- und Federkrankheit der Papageien, sowie die Polyomavirusinfektion. PBFD wird durch ein Circovirus ausgelöst, die Polyomavirusinfektion durch das Aviäre Polyomavirus, kurz APV. Beide Krankheiten können eine ernst zu nehmende Gefährdung der Papageienbestände bedeuten, da es bislang weder für PBFD noch für die APV-Infektion eine Behandlungsmöglichkeit oder eine vorbeugende Impfung gibt. 

Noch immer halten sich hartnäckige Gerüchte, dass nur Kakadus an PBFD erkranken können, da der Erreger in der Natur ursprünglich nur in Australien nachgewiesen wurde, und dass in erster Linie Wellensittiche an einer APV-Infektion leiden. Dies ist mittlerweile zweifelsfrei widerlegt. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen, dass sich mehr als 50 verschiedene Papageienarten, unabhängig davon, auf welchem Kontinent die jeweilige Wildpopulation lebt, mit dem PBFD auslösenden Circovirus infizieren können. Außerdem wurde das psittacide Circovirus in der Wildpopulation von Rußköpfchen (Agapornis nigrigenis) im afrikanischen Sambia, bei Palmtauben (Streptopelia senegalensis) und selbst bei in Gefangenschaft gehaltenen Beos (Gracula religiosa) nachgewiesen. Verwandte Formen wurden kürzlich bei Gänsen und Kanarienvögeln identifiziert. Ähnlich sieht es mit dem Erreger der AVP aus.

Mehr zu den Krankheitsbildern sowie der Diagnose und Behandlung erfahren Sie hier. Außerdem berichtet der Autor über die „subklinische Infektion“, d.h. ein Vogel infiziert sich mit den Erregern, die Krankheit bricht aber nicht aus. Jedoch trägt der Vogel die Viren dauerhaft in sich, scheidet sie unter anderem mit dem Kot, Nasensekret usw. aus und kann damit unbemerkt andere Vögel eines Bestandes infizieren.


Artenschutz:

Jahresbericht 2004 zur Erhaltung des Orangehaubenkakadus

BirdLife International, Sumba

Inhalt: Der Orangehaubenkakadu (Cacatua sulphurea citrinocristata) ist eine Unterart des Gelbwangenkakadus (Cacatua s. sulphurea) und kommt nur auf der indonesischen Insel Sumba vor. Dort ist er vor allem von der Zerstörung seines Lebensraumes – vor allem feuchte Tieflandwälder – durch massive Abholzung sowie den intensiven Fang für die in- und ausländische Vogelhaltung bedroht.

BirdLife Indonesia – ein Ableger von BirdLife International, einer globalen Partnerschaft von Naturschutzorganisationen, welche sich für das Überleben von Vögeln, den Erhalt ihrer Lebensräume sowie der weltweiten Biodiversität einsetzen und dabei mit Leuten auf die nachhaltige Nutzung von Rohstoffen  hinarbeiten – setzt sich für den Schutz unter anderem dieses wunderschönen Papageis ihrer Heimat ein. Dabei arbeitet er  mit der einheimischen Bevölkerung, den Behörden sowie verschiedenen gemeinnützigen Organisationen zusammen, um z.B. einheimische Vogelfänger dazu zu bringen, mit dem Fang aufzuhören, die größeren Zusammenhänge des Vogelhandels aufzudecken und die Bevölkerung in der Hinsicht durch Vorträge, das Verteilen von Aufklärungsmaterialien (z.B. Poster, Postkarten, Kalender – gestiftet vom Arndt-Verlag), den Besuch in Schulen usw. zu sensibilisieren.

Lesen Sie hier mehr über die Erfolge dieses Programms zur Rettung dieses wunderschönen Papageis.


Buchbesprechung:

Dr. Rainer Niemann bespricht folgende Veröffentlichung:

José Vicente Rodríguez-Mahecha, Jorge Ignacio Hernández-Camacho (2002): Loros de Colombia. Bogotá, Conservación Internacional Colombia, Conservation International Tropical Field Guide Series 3. 478 Seiten (Format DIN A5), Paperback, ISBN 1-881173-63-1.


Kleinanzeigen:

Im Kleinanzeigenteil der Zeitung haben Abonnenten Gelegenheit, kostenlos ihre Papageien anzubieten, zu tauschen oder zu suchen, bzw. Kontakt mit anderen Papageienfreunden aufzunehmen. 

 

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